Weihnachtsmusik

Fünf Weihnachtskonzerte am gleichen Sonntagabend, innerhalb weniger Kilometer in Gschwend, Alfdorf, Welzheim und Kaisersbach – und das in Hellershof mittendrin. Wenn das nur gut geht.

/ Wolfgang Hänle /

Wer befürchtet hatte, dass das diesjährige Weihnachtskonzert des Liederkranzes Eintracht in der Hellershofer Dorfkirche wegen der anderen Konzerte vor leeren Bänken stattfindet, konnte beruhigt sein: Als die Sänger zu den fröhlichen, fast beschwingten Klängen des G-Dur – Präludiums von J.S. Bach (BWV 541) in das adventlich geschmückte Gotteshaus einzogen, war dieses fast bis auf den letzten Platz besetzt. Und wer sich fragte, warum – außer aus banalen terminlichen Gründen – der dritte Adventssonntag für solche Konzerte besonders geeignet ist in der an sich eher besinnlichen Adventszeit, konnte die Antwort von Armin Ackermann erfahren. Der begrüßte in Vertretung von Pfarrer Bauer die Besucher.

Weihnachtskonzert
Weihnachtsmusik des Liederkranz

Nach dem von Orgel, Trompete und einer kleinen Instrumentalgruppe begleiteten festlichen Chor „Freu dich, o Welt …“ nach G.F. Händel wies er darauf hin, dass der dritte Adventssonntag traditionell den Namen „Gaudete“ trägt, also „Freuet euch“. Das bezieht sich auf Paulus, der im Philipperbrief schreibt: „Freuet euch … der Herr ist nahe.“ Die Lesung des Tages nach dem Propheten Zefania weist in die gleiche Richtung: „Juble Tochter Zion, jauchze Israel…“ könnte fast die Vorlage sein für das ebenfalls auf Händel zurückgehende Lied „Tochter Zion, freue dich“. „Alle Himmel singen …“ auf ein englisches Weihnachtslied zurück. Die Melodie ist aus einer Kantate von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Den Engelsgesang „Gloria in excelsis Deo“ konnte man anschließend in der Vertonung von Friedrich Silcher hören.

Der vor etlichen Jahren verstorbene langjährige musikalische Betreuer der Singgruppe, Hans Predatsch, hat für seine Schützlinge etliche Weihnachtslieder in einer schlichten, volkstümlichen Weise arrangiert. Drei davon wurden am Sonntagabend aufgeführt, von Martin Fordinal mit dem Akkordeon zurückhaltend und dezent begleitet. Das erste eher weltliche Weihnachtslied beschreibt die Gefühle der Menschen in der Weihnachtszeit, die sich nach Familie, nach Geborgenheit sehnen. Ein anderes stammt aus der Karibik, ein weiteres aus der Steiermark, das die Szene der Herbergssuche in eine verschneite Alpenregion verlegt. Und das letzte, „Susani“, stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Auch die Vorträge des Männerchores, nicht wenige mit Instrumentalbegleitung, bewegten sich zwischen neueren Kompositionen, klassischen Weihnachtsliedern und weihnachtlichen Volksliedern aus dem deutschen Sprachraum und seinen Nachbarn. Das vereinseigene Doppelquartett konnte mit ausgefeilter Dynamik überzeugen bei dem herzhaften „Freu dich Erd und Sternenzelt“ und dem feinen „Heilige Zeit“. An die Ankündigung der Geburt Jesu und die Begegnung von Maria und Elisabeth erinnert das lateinische „Ave Maria“. Es wurde im Originalsatz des Niederländers Jakob Arcadelt aus dem 16. Jahrhundert vorgetragen. Der Chor konnte mit dem Originalsatz von Michael Prätorius eines der schönsten deutschen Weihnachtslieder darbieten.

Unter den Weihnachtsmusiken ist die Hirten-Sinfonie aus Händels „Messias“, den die Instrumente musizierten, eine der bekanntesten. Günther Frank erinnerte in seinem Schlusswort an das, weshalb überhaupt Weihnachten gefeiert wird: „Der Heiland ist geboren…“ Schön, dass auf Bitten des Vereins das Programm nicht durch Applaus unterbrochen wurde. Nach diesem volkstümlich-herzhaften, aber auch sehr feierlich instrumentierten Lied brach sich der Beifall dann Bahn, so lang und herzlich, dass die traditionelle Zugabe aufgelegt wurde, die „Weihnachtglocken“. Danach sammelten sich die Besucher auf Einladung des Vereins zu einem Gläschen Glühwein auf dem Kirchplatz, um den schönen Abend bei vielen guten Gesprächen noch ausklingen zu lassen.

 

Als Instrumentalisten wirkten mit: Nina Tanzer (Flöte),  Florian Klasen (Oboe), Hartmut Hänle (Bratsche) und Hermann Hänle (Cello und Trompete) sowie Daniel Schurr (Orgel).  Die Leitung hatte Wolfgang Hänle.

Sandländer Musikantenstadel

Geburtstagsständchen der besonderen Art für die Schwäbische Waldbahn

Die Jahresfeier des Hellershofer Gesangvereins geriet am Wochenende zu einem musikalischen Tourismusprospekt. Sympathisch beworben wurden der Schwäbische Wald im allgemeinen und die Waldbahn im besonderen.

 

Für Wolfgang Hänle, den Ex-Schulmeister vom Hellershof, ist die als Leistungsschau zu verstehende Jahresfeier seines Gesangvereins stets eine besondere Herausforderung. Üblicherweise bestreitet er mit dem Männerchor der „Eintracht“ den ersten, meist klassisch-getragenen Programmteil. Das war auch am Wochenende in der Kaisersbacher Gemeindehalle so. Die Tenöre und Bässe stimmten, teilweise mit Instrumentalbegleitung und in französischer Sprache, motivierende Lieder unter der Devise „Hinaus in den Mai“ an. Der Chorleiter signalisierte seinen Männern mittels erhobenem Daumen, dass er mit allen sieben Liedvorträgen mehr als zufrieden war. Das Publikum war sich mit ihm darin einig.

Dieses Mal freilich tauchte der vitale Pensionär auch im zweiten, eher folkloristisch geprägten Programmteil auf. Diese populäre Show stand ganz im Zeichen eines ungewöhnlichen Jubilars. Weil die erst letztes Jahr nach langem Dornröschenschlag wachgeküsste Zugstrecke von Rudersberg nach Welzheim heuer ihren 100. Geburtstag feiern kann, huldigte der Sandländer Liederkranz ihr mit einer sympathischen Würdigung. „In einer Zeit der Konflikte und Katastrophen bekommen die kleinen Freuden einen großen Stellenwert“, betonte Vorsitzender Günther Frank, der in bewährter Manier diesen Abstecher in eine heile Welt ausgearbeitet hatte.

Mit fast echtem Dampf und originalgetreuen Pfiffen – eine Version im Miniformat stand im Foyer der Halle – nahmen die munteren Akteure das Publikum mit auf einen Ausflug in die Heimat. Eigentlich, so die Botschaft der kompetenten Wander- und Reiseführer, hätten die Gleise über Welzheim hinaus verlängert werden müssen, um Sehenswürdigkeiten wie Schwabenpark, Ebnisee, Hägelesklinge, Heinlesmühle besser erreichen zu können. Für alle Stationen wurden stimmungsvolle Lieder aus der Folklore-Schublade geholt und mal heiter, mal melancholisch inszeniert.

Als erste Passagiere anno 1911 kostümierten sich Hermine und Wolfgang Hänle bei der Jahresfeier des Hellershofer Gesangvereins
Als erste Passagiere anno 1911 kostümierten sich Hermine und Wolfgang Hänle bei der Jahresfeier des Hellershofer Gesangvereins

Wolfgang Hänle und seine Frau Hermine agierten dabei in stilvoller Kostümierung als die ersten Passagiere, ebenfalls mit hausgemachten Sketchen traten sie zum allgemeinem Vergnügen als zeitgenössische Radwanderer auf. Auch die Söhne Hermann und Hartmut griffen vielseitig aktiv ein, mal als Schaffner und Adonis, mal als Liebhaber und Moderator. Gerne wäre auch Bruder Hans mit von der Partie gewesen, aber der Weg aus Detroit (USA) nach Kaisersbach war halt ein bisschen weit.

Was auf und vor der Bühne geboten wurde, begeisterte auch den neuen Welzheimer Bürgermeister. Mit Thomas Bernlöhr war erstmals in über 30 Jahren der Rathauschef der Waldmetropole zur Jahresfeier gekommen. „Das war wie eine dreistündiges Feuerwerk“, fasste er seine Eindrücke zusammen, „von einem klassischen Männergesangverein habe ich einen solchen Sandländer Musikantenstadel nicht erwartet.“ Zeigte er sich bereits von der „Chormusik mit sehr schöner Begleitung“ angetan, so gefiel ihm die gelungene Werbung für den Welzheimer Wald noch mehr: „Das Niveau hat mich positiv überrascht, das war sehr professionell gemacht, ich fand es richtig Klasse.“

Bei der Geburtstagsshow für die Schwäbische Waldbahn gaben adrette Frauen in schönen Dirndln den Ton an.
Bei der Geburtstagsshow für die Schwäbische Waldbahn gaben adrette Frauen in schönen Dirndln den Ton an.

Der Bürgermeister kann sich durchaus vorstellen, dass diese Show keine Eintagsfliege bleibt, also nur an einem Wochenende gezeigt wird: „Man könnte das doch auch im Zug oder an der Strecke aufführen – daraus lässt sich mehr machen.“

 

INFO

Sänger und Musiker

 

Bei der Eintracht-Show unter Leitung von Günther Frank wirkten als Sänger und Musiker mit: Conni Brestel, Heinz Brückner, Daniela und Aylin Deiss, Martin Fortinal, Katja Frank, Axel Hannemann, Hartmut, Hermann, Hermine und Wolfgang Hänle, Anneliese Hirzel, Werner Rothweiler, Hartmut Schurr, Herbert und Karin Schwenger, Günter Wahl, Monika Weller.

 

Text und Fotos: Hans Georg Frank

Sandländer haben Musik im Blut

Jahresfeier der Hellershöfer: Bewährtes Konzept mit neuen Ideen

Kaisersbach/Alfdorf.

Beste Noten für die Sänger vom Sandland: Die Schulleiterin von Hellershof stellte dem Gesangverein für seine Jahresfeier ein sehr gutes Zeugnis aus. Für sie, erstmals Gast, war die Leistung bewundernswert.

Die 53 Kilometer lange Anreise von ihrem Wohnort Aalen zur Gemeindehalle in Kaisersbach hat Nadja Feiler trotz hoher Spritpreise nicht bereut. Die neue Leiterin der Hellershöfer Grundschule folgte einer Einladung der Sandländer Eintracht zur traditionellen Jahresfeier. „Mir hat das sehr gut gefallen“, lobte die Schulmeisterin. „Es ist bewundernswert, wie groß die Vielfalt im Sandland ist.“ Dass sogar zwei ihrer Schülerinnen mitwirkten, war für die Pädagogin „das Tollste“ – „Leonie und Natalie haben sich wunderbar präsentiert und großartig in die Gemeinschaft integriert“. Auch dem Liederkranz-Chor um Wolfgang Hänle zollte Nadja Feiler großen Respekt: „Es ist schon erstaunlich, wie zwanzig Männer auf so hohem Niveau musizieren können.“


Auch die Jugend begeisterte

Solches Lob einte das Publikum. Seit 35 Jahren verzaubert der kleine Verein mit seiner ganz speziellen Mischung von althergebrachter Chordarbietung und zeitgeistiger Musikrevue. Hänles Herren düsten unter Begleitung eines kleinen Orchesters zu einer musikalischen Reise um den Globus, machten mal Station in Böhmen und Brasilien, mal auf Hawaii und Kuba. Der Chorleiter war sehr zufrieden mit seinen Tenören und Bässen: „Es hat besser geklappt als in der Singstunde.“ Das Fernweh sei überzeugend vermittelt worden: „Die Sehnsucht tropfte allen aus den Knopflöchern.“

Daniela Deiss und Günter Wahl im Duett

Hätten die Männer in ihrer Singstunde gerne größeren Zulauf, so muss sich Vorsitzender Günther Frank um weibliche Kräfte für seine gemischte Singgruppe nicht sorgen. „Ich will auch auf die Bühne und mitsingen“, hatte sich Laura Gerosa aus Breitenfürst vorgenommen, als sie dort oben ihre Tante erlebte. Jetzt griff sich die Elfjährige schon zum zweiten Mal das Mikrofon. Bereits seit drei Jahren gehört die achtjährige Natalie Schurr zum Projektchor, am liebsten singt sie an der Seite ihres stolzen Vaters. Die zehnjährige Leonie Doderer aus Kaisersbach ist seit sechs Jahren ein gefeiertes Sternchen am Sandländer Musikerhimmel.

Die drei Mädchen ergänzten auf sympathische Weise das erfahrene Ensemble mit Conni Brestel, Daniela Deiss, Katja Frank, Anni Hirzel, Monika Weller und Patricia Sozzi. Bei so viel Frauenpower fühlte sich das Männertrio mit Günther Frank, Hartmut Schurr und Günter Wahl sicht- und hörbar wohl. Flotte Verstärkung bekamen sie von der Begleitband um Martin Fortinal.

Die Bühne war zur trachtenfreien Zone erklärt worden, statt Dirndl und Lodenjanker dominierten Rosen. In dieser Kulisse kamen die schwungvollen Hymnen auf die Liebe, das Glück und die Heimat sehr gut zur Geltung. „Die Sandländer haben Musik im Blut“, behauptete die muntere Truppe. Franks Team war es gelungen, ein bewährtes Konzept mit neuen Ideen zu bereichern. Die Show geriet so schmissig und noch ansehnlicher. „Ihr seid über euch selbst hinausgewachsen“, stellten denn auch langjährige Stammgäste ebenso erfreut wie verwundert fest.

Hans Georg Frank

Weihnachtskonzert des Liederkranz am 12.12.2009 in Hellershof

Von Wolfgang Hänle
Trotz der plötzlich einsetzenden winterlichen Witterung konnte sich der Liederkranz Eintracht Hellershof über einen sehr guten Besuch seines schon traditionellen Weihnachtskonzerts am Vorabend des dritten Adventssonntags freuen, Das sehr abwechslungsreiche, größtenteils freudig-festliche Programm passte gut zu dem folgenden Sonntag „Gaudete“ – freuet euch.
Für die Programmauswahl maßgebend waren diesmal aber eher historische als theologische Gesichtspunkte – der 250. Todestag Händels, der 200. Todestag Haydns und der 200. Geburtstag Mendelssohn-Bartholdys. Alle drei waren, wie Pfarrer Bauer in seiner Einführung hervorhob, bedeutende Komponisten großer geistlicher Werke. Aber auch sehr einprägsame Weisen haben sie hinterlassen. So erklang prächtig mit Begleitung von Orgel und Instrumentalgruppe „Tochter Zion“ und „Joy To The World“ (Freu dich o Welt), deren Melodien ja auf Händel zurückgehen. Die Melodie des Weihnachtliedes „Hark The Herald Angels Sing“ (Alle Himmel singen) stammt von Mendelssohn. Joseph Haydn hat in seinem Werk immer wieder auf Volksweisen zurückgegriffen und selbst auch sehr volkstümliche Melodien geschaffen, das Lied „Heiligste Nacht“ kann man sicher auch dazu zählen.
Händel hat den größten Teil seines Lebens in England verbracht, Haydn und Mendelssohn haben erfolgreiche Konzertreisen nach England unternommen. So wurden neben deutschen auch populäre Weihnachtslieder aus England ins Programm genommen. Ein Teil wurde von dem klangstarken und recht sauber spielenden Blechbläserquartett in einer Suite vorgetragen. Dabei war die ganze Stimmungs-Bandbreite zwischen besinnlich – etwa „While Shepherds Watched“, dem ergreifenden „Canterbury Carol“ und dem übermütig-fröhlichen „We Wish You A Merry Christmas“ vertreten. Dasselbe gilt für die Reihe englischer Weihnachtslieder, vom Männerchor schön gesungen und meist von Holzbläsern und Streichinstrumenten begleitet. Das ging vom besinnlich-erzählenden „O Little Town Of Bethlehem“ (O Bethlehem du kleine Stadt), das auch im Evangelischen Gesangbuch steht, bis zu dem unbeschwert-fröhlichen „Ding Dong Merrily On High“ (Ding dong oben in der Höh´). Gesungen wurden die Lieder in deutscher Sprache, was zwar einen Verlust an Authentizität, dagegen natürlich einen Gewinn an Verständlichkeit bedeutete. Freudig-bewegt (Der Heiland ist geboren,.) oder ruhig und zurückhaltend (Als ich bei meinen Schafen wacht) waren die meist a-capella gesungenen deutschen Weihnachtslieder. Dabei kam der transparente, ausgewogene Gesamtklang und die dynamischer Gestaltung sowohl des Chores als auch des Doppelquartetts besonders zur Geltung.
Die anrührend-schlicht entweder ohne Begleitung gesungenen oder nur vom Cembalo dezent untermalten weihnachtlichen Volkslieder der Gesangsgruppe bildeten eine besinnliche Cäsur im Programm.
Die Jubilare des Jahres wurden auch mit Instrumentalkompositionen vorgestellt. Der Organist Daniel Schurr spielte die Hirtenmusik aus Händels Messias und mit Temperament und Feuer die zweite Orgelsonate von Mendelssohn. Von Tanja Schneider, Flöte, Sonja Schmid, Oboe, und Hermann Hänle, Cello, erklang sehr schwungvoll und mit der gebotenen Leichtigkeit das Allegro aus dem ersten Londoner Trio von Joseph Haydn, sehr sauber intoniert auch bei den harmonisch heiklen Passagen. An eine Pastorale erinnerte das liebliche Andante aus dem dritten Londoner Trio, wobei ein herzhaftes Tempo das Abrutschen ins allzu Süßliche verhinderte. Die selbe Besetzung, von Daniel Schurr am Cembalo ergänzt, musizierte noch flott und leichtfüßig zwei Sätze aus einer Triosonate von Händel. Mit dem von Gesangsgruppe und Männerchor gemeinsam gesungenen schlichten Chorsatz von „Heilige Zeit“ als Zugabe endete der – wie es ein Besucher ausdrückte – „besinnliche und schöne“ Adventsabend in der Hellershofer Dorfkirche.

Eintracht in neuem Heim

Hellershofer Sänger ziehen in die frühere Lehrerwohnung

Der Hellershofer Liederkranz hat sich ein Vereinsheim der besonderen Art geschaffen. Die „Eintracht“ residiert jetzt in einer der früheren Lehrerwohnungen des Schulhauses.
Das Gebäude ist den Sängern der „Eintracht“ bestens bekannt. Mindestens seit 1953, dem Jahr der Wiedergründung nach dem Zweiten Weltkrieg, trifft sich der Chor dort regelmäßig zur Singstunde. Als Proberaum diente seither eines der beiden Unterrichtszimmer. Jetzt ist die „Eintracht“ einen Stock höher gestiegen. Der Verein hat die frühere Lehrerwohnung mit insgesamt 90 Quadratmetern vom Schulverband gemietet, aber auf eigene Kosten für seine Zwecke hergerichtet.
Wo die Lehrerfamilie vorher ein Esszimmer und eine Wohnstube hatte, entstand durch Heraustrennen der Zwischenwand ein kleiner Saal für die Singstunde. Das einstige Schlafzimmer wurde in einen gemütlichen Treffpunkt verwandelt, der auch für interne Feiern genutzt werden kann. Die Küche ist komplett ausgestattet und erlaubt damit auch die Verköstigung nicht nur nach der Singstunde. „Diese ebenso zweckmäßige wie stilvolle Unterkunft ist ideal für unseren Gesangverein“, erklärte der erste Vorsitzende Günther Frank. Die Umbauarbeiten kosteten rund 15 000 Euro, wovon der Großteil in achtwöchiger Eigenarbeit erbracht worden sei. Die Zusammenarbeit habe hervorragend geklappt.
Für Chorleiter Wolfgang Hänle ist das Vereinsheim mit vielen Erinnerungen verbunden. Er wohnte hier mit Frau und drei Söhnen, die Familie war im Schulhaus fast vier Jahrzehnte zuhause – und erlebte mit, wie sich die Sänger an neuen Lieder abmühten. Der neue Mieter ist auch ganz im Sinne von Kaisersbachs Bürgermeister Bodo Kern, der dem Schulverband vorsteht: „Auf die Anfrage des Vereins habe ich erfreut und positiv reagiert, ich bin froh, dass die Sänger dem Schulhaus treu bleiben.“ Die Wohnung war acht Monate lang leer gestanden. Es habe Überlegungen gegeben, die Räume als weiteren Schul- oder Kindergartenbereich zu nutzen, „hierzu hielt ich sie aber nicht für geeignet“, erklärte Kern.
Die neuen Räume konnten bei einem „Tag der offenen Tür“ von allen Sandländern besichtigt werden. „Alle sind willkommen“, hatte Vorsitzender Frank betont. Tatsächlich folgten außerordentlich viele Gäste der Einladung. Für die Stärkung war mit Kaffee und Hefezopf gesorgt. Der Liederkranz hofft, dass er mit seinem neuen Domizil auch bald Verstärkung für seinen Chor begrüßen kann.

Von Hans Georg Frank

„Halleluja, was für ein Tag“

Sandland Superstars begeistern mit einer Nostalgie-Show

Von Hans Georg Frank

Mit einer Nostalgie-Show hat sich der Hellershofer Gesangverein bei seiner Jahresfeier selber übertrumpft. Nun fragt sich das Publikum, ob nächstes Jahr eine Steigerung möglich ist. Der Termin steht schon fest: 10. und 11. April 2010.

Das Jahr über büffeln sie für gute Noten, organisieren Messen, bauen Werkzeuge, bilden Lehrlinge aus, verkaufen Backwaren, analysieren Märkte, erziehen Kinder, führen Bücher. Am Wochenende nach Ostern jedoch sind sie nicht mehr nur Teil des Systems, dann kommen sie groß raus als „Sandland Superstars“.
Die Jahresfeier des Hellershofer Gesangvereins ermöglicht eine solche totale Veränderung. Die „Eintracht“ bietet seit 34 Jahren die Show-Chance für heimische Talente. Das treue Publikum fiebert den Auftritten an zwei Abenden fast genauso entgegen wie die Akteure selber. Deshalb lassen sich diese auch nicht unterkriegen von saisonalen Krankheitserregern und von gerissenen Kreuzbändern. Also plündern die Maladen die Hausapotheke, schleppt sich der Blessierte tapfer an Krücken auf die Bühne.
Dass sich die Sandländer nicht einfach selber kopieren, sondern sich immer etwas Neues einfallen lassen, wurde in der Kaisersbacher Gemeindehalle schon im Foyer klar. Dort parkte als Blickfang ein DWK Junior de Luxe von 1959, der in seinen 50 Jahren nur 28 600 Kilometer auf den Tacho brachte. Der wertvolle Oldtimer aus der Garage von Rudolf Knödler ist für die Abwrackprämie viel zu schade, aber er taugte als Hinweis auf die Evergreens aus längst vergangenen Zeiten.
Die Motorisierung setzte sich auf der Bühne fort mit einer Vespa 50, wozu Petticoats, Schlaghosen und XXL-Sonnenbrillen bestens passten. Regisseur Günther Frank hatte für seinen weiblich dominierten Projektchor beliebte Schlager für einen „Spaziergang durch die Jahrzehnte“ ausgesucht. Also wurden Tannenzapfen gezupft, gingen im Stadtpark die Laternen aus, hatten zwei kleine Italiener Heimweh, sollten rote Lippen – vielleicht in einem knallroten Gummiboot – geküsst werden, zumal sich Liebeskummer wirklich nicht lohnte.
All dies spielte sich, den Texten zufolge, „mitten im Paradies“ ab, überstrahlt von den Sternen der Heimat. Als wollten sich die zum Teil lädierten Amateure selber anspornen, behaupteten sie, „alles geht, wenn man es wirklich will“.mitten im Paradies
Das Publikum war fasziniert von der Show und konnte die von den Geschwistern Hofmann ausgeliehene Einschätzung „Halleluja, was für ein Tag!“ nur bestätigen. Am meisten freilich wurde gefeiert, was der 1899 gegründete Verein zuvor noch nie gezeigt hat: Rock’n’Roll. Da schien Elvis leibhaftig vom Star-Himmel herabgestiegen zu sein, begleitet von vier jungen Tänzern des RRC-Clubs Schwäbisch Gmünd, die richtig Schwung in die Halle brachten.
Elvis
Ganz im Kontrast dazu stand der Beitrag des Männerchores, der sich zu Beginn singend „durch Heimat und Natur“ bewegte, mal ganz sachte, mal beschwingt. Mit romantischen Lieder von Schubert, Schumann, Mendelsohn-Bartholdy und unvergesslichen Ohrwürmern wie „Veronika, der Lenz ist da“ und „Wochenend’ und Sonnenschein“ bewies die „Eintracht“-Mannschaft, wie breit das Spektrum ihres Repertoires ist.
Jahresfeier 2009
Der kleine Verein hat mit seiner Jahresfeier erneut vorgeführt, zu welchen großen Leistungen er fähig ist in einer Zeit, da solche Sängerclubs andernorts um die Existenz kämpfen müssen. Die „Eintracht“ scheint ein ganz besonderes Pflänzchen im ländlichen Kultur-Biotop zu sein. Die 100 Orchideen im Saal und auf der Bühne dürfen wohl als Symbole verstanden werden.

Die Mitwirkenden

Wolfgang Hänle leitete den Chor mit 21 Sängern und das Orchester mit Klavier, Trompeten, Hörnern, Posaunen.
Im Projektchor sangen unter der Leitung von Günther Frank: Leonie Doderer, Natalie Schurr, Laura Gerosa, Daniele Deiss, Katja Frank, Monika Weller, Patrizia Sozzi, Hermann und Hardy Hänle, Hartmut Schurr, Günter Wahl.
Die Kapelle bestand aus Martin Fortinal, Werner Rottweiler, Axel Hannemann, Heinz Brückner, Karin und Heribert Schwenger.
Luisa und Annelie Hirth, Markus Bareis und Aaron Schweizer überzeugten mit ihrem Rock’n’Roll.