Sandland fand seine Superstars

Für nächste Jahresfeier des Liederkranzes Hellershof sind erste Karten schon bestellt

Der Hellershofer Gesangverein hat seine Fans wieder einmal begeistert, sofern sie überhaupt eine Karte bekommen haben. Zwei Vorstellungen der Jahresfeier waren in zwei Stunden ausverkauft.

Von Hans Georg Frank

Wäre Michael Segan nicht amtierender Bürgermeister von Alfdorf sondern Programmdirektor des SWR-Fernsehens, würde er die Jahresfeier des Hellershofer Gesangvereins in voller Länge übertragen. Segan, zum zehnten Mal Gast bei der beliebten Veranstaltung in der Kaisersbacher Gemeindehalle, zeigte sich „total begeistert“ von der Leistung der Laien: „Die ganze Bandbreite der Volksmusik wird abgedeckt.“ Tatsächlich sind die Sandländer Sänger vom Fernsehen durchaus entdeckt worden. Ein Team aus Heilbronn hatte sich den Neuzugang des Liederkranzes, den US-Amerikaner Chris Macchini, für eine „Landesschau“-Reportage ausgesucht. Der 30-Jährige aus Chicago verstärkt erst seit November 2013 den Chor der „Eintracht“, hat sich aber in kurzer Zeit als Glücksfall erwiesen.

Chris Macchini
Chris Macchini

„Wir sind sehr stolz und glücklich, dass Chris zu uns gekommen ist“, erklärte Vorsitzender Günther Frank. Ihm ist sehr wohl klar, dass ein studierter Musiker wie Macchini auch einem Großstadt-Chor zur Ehre gereichen würde. Gerade einem Männergesangverein auf dem Land tue ein solch sympathisches Talent gut – und könne möglicherweise andere Hobbytenöre zum Besuch der Singstunde bewegen.

Chris Macchini ließ sich nichts anmerken von eventuellem „stage fright“, wie Lampenfieber in seiner Sprache heißt. Ob als Solist im Chor unter Leitung von Wolfgang Hänle oder in der populären Revue – dem Markenzeichen der „Eintracht“ – als Entertainer, er faszinierte das Publikum, auch weil er auf Starallüren verzichtete und sich optimal integrierte. „Ich habe eine Gänsehaut bekommen“, war selbst von Stammgästen zu hören.

Mit der Jahresfeier bewies der kleine Verein erneut, dass eine solche Ansammlung von Idealisten für die Zukunft bestens gerüstet ist. Beide Veranstaltungen waren innerhalb von zwei Stunden restlos ausverkauft. Diese Mischung aus herkömmlichem Liedgut und moderner Volksmusik, dieses Mal mit auffallend vielen rockigen Rhythmen, entspricht offenbar genau den Erwartungen der treuen Fans. Immerhin behauptet sich diese Leistungsschau seit 1973 und damit länger als der ZDF-Dino „Wetten, dass…?“, der 1981 auf die Bildschirme kam und jetzt mangels ausreichenden Interesses eingestellt werden muss.

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Das Singteam des Liederkranz Eintracht Hellershof vor der Seiser Alm

Die Hellershöfer haben sich mit ihrer Art des Musikantenstadels geschickt mit anspruchsvollen Erwartungen ihrer Fans arrangiert. Sie blieben ihrer Linie treu, passten sie aber dem Zeitgeist an. Da wird an Details gefeilt, damit das Ganze noch besser zur Geltung kommt. Die Amateure bringen sich mit viel Herzblut ein, sie lassen ihren Spaß spüren, ziehen sich öfter um als Helene Fischer. Nicht zufällig hieß es jetzt in einem Lied, „heute ist ein schöner Tag, den jeder gerne mag“.

Günther Frank hat vor über 40 Jahren fast im Alleingang mit einem Experiment begonnen, als er die ausgetretenen Pfade der Präsentation verließ und Eigenständiges wagte. Nach und nach band er weitere Kräfte ein, verteilte Aufgaben auf mehreren Schultern und sorgt so für immer neuen Schwung. Viel Sorgfalt wird dabei auf eine passende Kulisse verwendet. Wenn für die Jubellieder auf Südtirol eine Miniausgabe der Seiser Alm gebraucht wird, dann baut Günter Köngeter mal eben eine stilvolle Hütte. Auch dafür ist das Publikum dankbar. „Wir haben schon Karten für das nächste Jahr bestellt“, verrieten Dietlinde und Gerhard Langer aus Wißgoldingen, „es ist ein großartiges Programm, ganz toll.“

Hans Georg Frank (hgf)

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INFO

„Willkommen in Südtirol“ war die Eintracht-Feier überschrieben. Den Chor von Wolfgang Hänle begleitete ein Instrumentalensemble mit seinen vielseitig begabten Söhnen Hermann und Hartmut – sie sangen auch bei der Revue mit – sowie Sonja Schmidt (Oboe) und Bernd Büttner (Klavier). Die Ideen zur flotten Revue stammten von Katja Frank, die längst für das Ensemble unverzichtbar ist, und von Marina Banzhaf. Aylin und Daniela Deiss, Anneliese Hirzel, Monika Weller, Günther Frank, Chris Macchini Günter Wahl und Bernd Weller ließen die alpine Lebenslust in wechselnden Besetzungen hochleben. Die musikalische Leitung hatte Martin Fordinal, zu seinem Mini-Orchester gehören Heinz Brückner, Axel Hannemann, Werner Rothweiler, Karin und Heribert Schwenger.