Goldene Konfirmation

Nach 50 Jahren nur eine einzige Lücke

Der geburtenstarke Jahrgang 1954 feierte in Hellershof seine Goldene Konfirmation
Von unserem Korrespondenten Hans Georg Frank

1954 war nicht nur das Jahr des WM-Triumphs der deutschen Nationalkicker, es brachte für das Sandland auch den geburtenstärksten Jahrgang der Nachkriegszeit hervor. Am 17. März 1968 wurden in der Hellershofer Kirche 22 Mädchen und Jungen konfirmiert.
Ein halbes Jahrhundert später konnten sie jetzt dank der Organisation von Petra Frey und Renate Fürstenau am Original-Schauplatz die Goldene Konfirmation feiern. Dazu hatten sich drei Konfirmanden des Jahrgangs 1953 angeschlossen, die mangels Masse kein eigenes Treffen arrangiert haben. Pfarrer Eberhard Bauer erneuerte dabei die Bitte um Gottes Segen, die einst der damalige Seelsorger Karl Zeyer ausgesprochen hatte. Den Gottesdienst bereicherte der Gitarrenchor Kaisersbach.

Nach 50 Jahren war die Konfirmandenschar erstaunlicherweise fast vollständig, nur eine einzige Lücke ist in der langen Reihe entstanden. Pfarrer Bauer erinnerte in seinem Rückblick an
den frühen Unfalltod von Karl Bareiß aus Hüttenbühl, der im August 1975 bei einem Verkehrsunfall nahe des Neuwirtshauses ums Leben gekommen ist.
Beim geselligen Beisammensein im Restaurant Seehof am Leinecksee hatten sich die Schulfreunde von einst erwartungsgemäß viel zu erzählen. Die meisten blieben in der Heimat, entwickelten sich prächtig und bodenständig.
Wolfgang Sablotni vom Strohhof jedoch zog es der Liebe wegen bereits mit 23 Jahren ins ziemlich exotische Ruhrgebiet. Die Lehre als Industriekaufmann beim Gold-Bauer in Welzheim
war Rüstzeug genug, um sich in der Ferne behaupten zu können. Mit 48 Jahren war er Mitgründer einer florierenden IT- Firma, der er im Ruhestand als 450-Euro- Kraft noch eng verbunden ist. Seine Leidenschaft gehört nach wie vor der Musik. Als „DJ Sabbo“ zieht er von seinem Wohnort Ütersdorf (130 Einwohner) in der Eifel seit 15 Jahren durch die Gegend, bringt bei Ü-45- Partys oder bei Balkan-Discos den Saal mit 300 Tanzbegeisterten zum Kochen.
Oskar Wehl vom Birkhof hat einen Glücksbringer besonderer Art im Portemonnaie. Es ist die Bordkarte des Kreuzfahrtschiffes namens „Costa Concordia“, das am Freitag, 13. Januar 2012, mit einem Felsen vor der italienischen Insel Giglio kollidierte. 32 Passagiere kamen bei dieser Katastrophe ums Leben, weil der Kapitän Francesco Schettino unzulässig nah die Küste ansteuerte, um angeblich einen Kollegen zu grüßen. „Es war furchtbar“, erinnert sich der Marktkaufmann
Wehl an die lebensgefährliche Situation, „wir mussten zwei Stunden warten, während sich das Schiff zur Seite neigte.“ Um nicht ins Wasser zu fallen, stützten sich Wehl und seine Frau Edith gegenseitig, „wir wären sonst abgerutscht“.
Dann endlich schafften sie es ins Rettungsboot mit der Nummer 9, in das sich gut 50 Personen drängten. „Wir hatten Glück“, meint er, „vielleicht hat aber auch Gottes Segen eine Rolle gespielt.“

Die Konfirmation im März 1968 war die erste von Karl Zeyer, der die Pfarrstelle kurz zuvor angetreten hatte. Einen Teil des vorbereitenden Unterrichts hatte Alt-Dekan Hermann
Josenhans aus Welzheim übernommen. „Im Sandland war die schönste von vier Pfarrerstellen meines Vaters“, erzählte Tochter Beate, „das war für ihn die heile Welt.“ Zeyer ist 2016 im Alter von 91 Jahren gestorben. Aus der Konfirmandin vom Hellershof ist eine leidenschaftlich-kreative Hebamme mit eigener Praxis in Braunschweig geworden. Bei etwa 3000 Kindern war sie „am Wunder der Schöpfung beteiligt“, zieht sie zufrieden Bilanz. Unter Schwangeren genießt sie noch immer
hohes Ansehen. Aber die schwäbische Hebamme ist nach 30 Jahren nicht nur im Ruhestand, sie hat den flachen Norden gegen den alpennahen Süden getauscht.

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