„Halleluja, was für ein Tag“

Sandland Superstars begeistern mit einer Nostalgie-Show

Von Hans Georg Frank

Mit einer Nostalgie-Show hat sich der Hellershofer Gesangverein bei seiner Jahresfeier selber übertrumpft. Nun fragt sich das Publikum, ob nächstes Jahr eine Steigerung möglich ist. Der Termin steht schon fest: 10. und 11. April 2010.

Das Jahr über büffeln sie für gute Noten, organisieren Messen, bauen Werkzeuge, bilden Lehrlinge aus, verkaufen Backwaren, analysieren Märkte, erziehen Kinder, führen Bücher. Am Wochenende nach Ostern jedoch sind sie nicht mehr nur Teil des Systems, dann kommen sie groß raus als „Sandland Superstars“.
Die Jahresfeier des Hellershofer Gesangvereins ermöglicht eine solche totale Veränderung. Die „Eintracht“ bietet seit 34 Jahren die Show-Chance für heimische Talente. Das treue Publikum fiebert den Auftritten an zwei Abenden fast genauso entgegen wie die Akteure selber. Deshalb lassen sich diese auch nicht unterkriegen von saisonalen Krankheitserregern und von gerissenen Kreuzbändern. Also plündern die Maladen die Hausapotheke, schleppt sich der Blessierte tapfer an Krücken auf die Bühne.
Dass sich die Sandländer nicht einfach selber kopieren, sondern sich immer etwas Neues einfallen lassen, wurde in der Kaisersbacher Gemeindehalle schon im Foyer klar. Dort parkte als Blickfang ein DWK Junior de Luxe von 1959, der in seinen 50 Jahren nur 28 600 Kilometer auf den Tacho brachte. Der wertvolle Oldtimer aus der Garage von Rudolf Knödler ist für die Abwrackprämie viel zu schade, aber er taugte als Hinweis auf die Evergreens aus längst vergangenen Zeiten.
Die Motorisierung setzte sich auf der Bühne fort mit einer Vespa 50, wozu Petticoats, Schlaghosen und XXL-Sonnenbrillen bestens passten. Regisseur Günther Frank hatte für seinen weiblich dominierten Projektchor beliebte Schlager für einen „Spaziergang durch die Jahrzehnte“ ausgesucht. Also wurden Tannenzapfen gezupft, gingen im Stadtpark die Laternen aus, hatten zwei kleine Italiener Heimweh, sollten rote Lippen – vielleicht in einem knallroten Gummiboot – geküsst werden, zumal sich Liebeskummer wirklich nicht lohnte.
All dies spielte sich, den Texten zufolge, „mitten im Paradies“ ab, überstrahlt von den Sternen der Heimat. Als wollten sich die zum Teil lädierten Amateure selber anspornen, behaupteten sie, „alles geht, wenn man es wirklich will“.mitten im Paradies
Das Publikum war fasziniert von der Show und konnte die von den Geschwistern Hofmann ausgeliehene Einschätzung „Halleluja, was für ein Tag!“ nur bestätigen. Am meisten freilich wurde gefeiert, was der 1899 gegründete Verein zuvor noch nie gezeigt hat: Rock’n’Roll. Da schien Elvis leibhaftig vom Star-Himmel herabgestiegen zu sein, begleitet von vier jungen Tänzern des RRC-Clubs Schwäbisch Gmünd, die richtig Schwung in die Halle brachten.
Elvis
Ganz im Kontrast dazu stand der Beitrag des Männerchores, der sich zu Beginn singend „durch Heimat und Natur“ bewegte, mal ganz sachte, mal beschwingt. Mit romantischen Lieder von Schubert, Schumann, Mendelsohn-Bartholdy und unvergesslichen Ohrwürmern wie „Veronika, der Lenz ist da“ und „Wochenend’ und Sonnenschein“ bewies die „Eintracht“-Mannschaft, wie breit das Spektrum ihres Repertoires ist.
Jahresfeier 2009
Der kleine Verein hat mit seiner Jahresfeier erneut vorgeführt, zu welchen großen Leistungen er fähig ist in einer Zeit, da solche Sängerclubs andernorts um die Existenz kämpfen müssen. Die „Eintracht“ scheint ein ganz besonderes Pflänzchen im ländlichen Kultur-Biotop zu sein. Die 100 Orchideen im Saal und auf der Bühne dürfen wohl als Symbole verstanden werden.

Die Mitwirkenden

Wolfgang Hänle leitete den Chor mit 21 Sängern und das Orchester mit Klavier, Trompeten, Hörnern, Posaunen.
Im Projektchor sangen unter der Leitung von Günther Frank: Leonie Doderer, Natalie Schurr, Laura Gerosa, Daniele Deiss, Katja Frank, Monika Weller, Patrizia Sozzi, Hermann und Hardy Hänle, Hartmut Schurr, Günter Wahl.
Die Kapelle bestand aus Martin Fortinal, Werner Rottweiler, Axel Hannemann, Heinz Brückner, Karin und Heribert Schwenger.
Luisa und Annelie Hirth, Markus Bareis und Aaron Schweizer überzeugten mit ihrem Rock’n’Roll.