Die Hellershofer Schulhausgeschichte

Anfang des 19. Jahrhunderts gingen die Sandländer – wenn überhaupt – im Birkhof im dortigen „alten Schulhaus“ zu Schule, dann wurde das Gebäude Cronhütteweg 3-5 etwa 100 Jahre lang als Schulhaus genutzt: mit der Provisorwohnung im Erdgeschoss und der Lehrerwohnung im ersten Stock des östlichen Teils und den beiden Klassenräumen im westlichen Teil des Hauses, der vor etlichen Jahren durch einen Anbau erweitert wurde.
Die Einweihung der Hellershofer Schule hatte eine rund zweiundzwanzigjährige Vorgeschichte, die gekennzeichnet war vom redlichen Bemühen um zweckmäßige Räume für die Bildung der Schuljugend einerseits und dem fehlenden Geld der drei Waldgemeinden Kaisersbach, Altersberg und Vordersteinenberg, die den Schulverband Hellershof bildeten. Das „Gemeinschaftliche Oberamt in Schulsachen“ berichtete von „durchweg kleinen Landwirten und Taglöhnern, die in den ärmlichsten Verhältnissen leben“.
Bereits 1914 hielt der Oberschulrat den Bau eines neuen Schulhauses für notwendig. Zehn Jahre später stelle der Bezirksschulrat fest:: „Dem Neubau muss nunmehr mit Ernst näher getreten werden“, denn der Boden des Klassenzimmers im ersten Stock des Schulhauses in der Gschwender Straße hatte sich gesenkt – „er ist am Hinunterbrechen“.
Doch – wie leider öfter in solchen fällen – musste erst etwas passieren, bevor etwas passierte. Nochmals 10 Jahre später, am 5. Mai 1934 geschah in Winterbach ein schreckliches Unglück – das Schulhaus stürzte ein, ein Lehrer und etliche Schulkinder kamen ums Leben. Bei der eilig anberaumten Schulvisitation am 29. Mai 1934 vermerkt das Protokoll üben den Zustand des Schulgebäudes:“……handelt es sich um den schlimmsten und besorgniserregendsten Fall des ganzen Landes.“

Der Aufenthalt in der Lehrerwohnung im ersten Stock in der Osthälfte des Gebäudes galt als lebensgefährlich, die Schule wurde sofort geschlossen.
Der Unterricht und zwar mit jeweils 50 Kindern pro Klasse fand von nun an in Bauernstuben und auch in Scheunen statt, wo die Betätigung der damals noch vorhandenen Göpelwerke eine willkommene, wenn auch verbotene Abwechslung bot. Bei schönem Wetter wurde das Klassenzimmer in den Wald verlegt, Baumstämme dienten als Sitzgelegenheit, Vögel und Eichhörnchen wohnten dem Unterricht als Zaungäste bei, vorbeihoppelnde Hasen luden zu ausgedehnten Verfolgungsjagden ein …

Als die kalte Jahreszeit anbrach, bezog die Oberklasse dann doch wieder einen Raum im Schulhaus, die Unterklasse fand im Vorsaal der Kirche Unterschlupf. 1935 wurde dann mit dem Bau des heutigen Schulhauses begonnen – ein Abriss und Neubau an der bisherigen Stelle kam wegen der ungünstigen Lage direkt an der Straße nicht in Frage.
Allerdings war ein Bauplatz zunächst nicht aufzutreiben, bis schließlich die Forstdirektion von der Parteileitung (!) angewiesen wurde, ein Grundstück von 14 ar günstig zur Verfügung zu stellen.
Ein außergewöhnlich hoher Staatszuschuss von 20 000 Reichsmark, ein Darlehen von 18000 RM und der Verkaufserlös des alten Gebäudes – bei dem nun plötzlich von Baufälligkeit nicht mehr die Rede war – sicherten die Finanzierung der Baukosten von 43 576 RM. Nachdem der Wald gerodet und der Platz einigermaßen eingeebnet war, konnte der Bau begonnen und nach einem Jahr Bauzeit vollendet werden. In einem Festzug zogen die Schulkinder am Einweihungstag, dem 25. Juli 1935, von der alten Schule hinauf zum Neubau.

von Wolfgang Hänle